Der Vortrag thematisiert eine strukturelle Kooperation zwischen österreichischen Notschlafstellen und der (Kriminal-)Polizei: Gesamte Notschlafstellenpopulationen werden regelmäßig und indirekt in der Nacht verdachts- und anlassunabhängig von der Polizei kontrolliert; es kommt dadurch zu Festnahmen und initiierten Abschiebevorgängen – die erhöhte Kontrollfrequenz in Notschlafstellen ist eine Unrechtsperformanz, welche u. a. auf strukturelle Ressentiments gegenüber Obdachlosen in der Polizei zurückzuführen ist.
Berichtet wird von erlebten Ohnmachtserfahrungen als junger angehender Sozialarbeiter mit der Polizei, dem Erkennen von Unrecht und einem verfestigten Mandatskonflikts, hin zur Positionierung kritisch-menschenrechtsorientierter Sozialer Arbeit und der Anwendung Methoden struktureller Veränderung im Fall: Ziviler Ungehorsam, Whistleblowing, strategische Prozessführung, Lobbying (menschenrechtsorientierte Qualitätsstandards in der Wohnungslosenhilfe) und die Einbindung von kritischen Sozialarbeiter*innen, Betroffenen und aktivistischen Gruppen (Solidarität) erweitern sozialarbeiterische Handlungsspielräume. Ein nun zwei Jahre andauernder aktivistischer Forschungs- und Solidarisierungsprozess bietet genug Raum, um über die gesellschaftspolitische Rolle Sozialer Arbeit, deren Methoden sowie ‚professionelle Identität(en)‘ zu diskutieren.
Vortragender: Heimo Neumaier, BA, Absolvent des Studiengangs Soziale Arbeit an der FH Joanneum, Masterstudium Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession an der Alice-Salomon-Hochschule Berlin; beruflich tätig in der Wohnungslosenhilfe.
Zeit und Ort: 12.12.2024 um 11.30 Uhr
SR 2.076, 8010 Graz, Merangasse 70, 2. Stock