Wie fördern Städte das Wohlbefinden ihrer BewohnerInnen? Und wie machen die Menschen ihre Umwelt lebenswert? Antworten auf diese Fragen sucht Anke Strüver, seit 1. September 2018 Professorin für Humangeographie an der Universität Graz. Die Wissenschafterin erforscht die Interaktionen zwischen Menschen und ihrer räumlichen Umwelt im städtischen Bereich und wie sie sich gegenseitig prägen. Besonderes Augenmerk richtet sie dabei auf die Aspekte Gesundheit, Nachhaltigkeit und Lebensqualität.
„Ich möchte herausfinden, wie gesellschaftliche Aktivitäten den Raum, sprich die Stadt, gesünder machen können und umgekehrt“, fasst Strüver das Ziel ihrer Forschung zusammen. So interessiert sich die Geographin etwa dafür, wie räumliche Gegebenheiten die Alltagsmobilität beeinflussen. „Körperliche Bewegung fördert sowohl die physische als auch die mentale Gesundheit. Wir wollen wissen, welche räumlichen Faktoren Menschen dazu bringen, vom Auto oder den Öffis auf das Fahrrad umzusteigen.“
Eine andere ebenso gesellschaftsrelevante wie aktuelle Forschungsfrage, der sich Strüver widmet, lautet: Wie wird nachhaltige Ernährung zum Lifestyle? „Wir untersuchen, welche Aspekte – von Regionalität der Lebensmittel bis zur umweltfreundlichen Verpackung – den Menschen besonders wichtig sind und was für die möglichst weite Verbreitung einer nachhaltigen Ernährungsweise notwendig ist“, so die Wissenschafterin.
Mit ihren Forschungen zu diesem Thema hat Strüver bereits an der Universität Hamburg, wo sie seit 2010 Professorin für Sozial- und Wirtschaftsgeographie war, begonnen. Nach ersten Erkenntnissen lassen sich die befragten Personen drei Gruppen zuordnen: Zum einen gibt es Menschen, die sich nachhaltig ernähren wollen, obwohl sie denken, damit ihrer Gesundheit zu schaden, etwa durch eine strikt vegane Lebensweise. Andere wiederum entscheiden sich für nachhaltige Nahrungsmittel – vegan oder bio –, gerade weil sie diese für besonders gesund halten. Eine dritte Gruppe achtet gar nicht auf nachhaltige Ernährung.
Die in Deutschland gestarteten Untersuchungen will Strüver mit ihrem Team in Österreich fortsetzen. Ob sie Unterschiede zwischen beiden Ländern erkennen kann? „Durchaus. In Deutschland sind die Preisunterschiede zwischen biologischen und konventionellen Nahrungsmitteln viel größer als hier. Das ist sicher ein wesentlicher Grund dafür, warum nachhaltige Ernährung in Österreich weiter verbreitet ist.“
Bei der Entscheidung für Graz spielte für Strüver neben der lebenswerten Stadt – die auch ihrem Mann gefiel – das Forschungsprofil an der Universität eine wichtige Rolle. „Hier bieten sich viele Anknüpfungspunkte für interessante Kooperationen“, so Strüver, die auch das RCE Regional Centre of Expertise Graz-Styria leitet.
Buchtipp
Sybille Bauriedl / Anke Strüver (Hg.):
Smart City – Kritische Perspektiven auf die Digitalisierung in Städten
transcript 2018