Tränen trocknen, beim Essen helfen, gemeinsam singen: Krippen- und Kindergartenkinder brauchen besonders viel Nähe. Der Spagat zwischen Zuwendung und Selbstschutz ist in der Pandemie für die PädagogInnen oft zur Zerreißprobe geworden. Große Gruppen und fehlendes Personal erschweren den Alltag zusätzlich. Bildungsforscherin Catherine Walter-Laager bricht anlässlich des Tags der Elementarpädagogik am 22. Jänner eine Lanze für die Berufsgruppe und fordert hervorragende Ausbildungsmöglichkeiten sowie mehr Geld für diesen Bereich.
Eine verlässliche und langfristige Beziehung zu Personen außerhalb der Familie sowie die Unterstützung bei der Eroberung der Welt seien die Grundlage, um angstfrei zu lernen und die eigenen Interessen und Bedürfnisse zu entdecken. „Eltern und PädagogInnen legen dafür die Basis – oder können sie auch zerstören“, mahnt die Professorin für Elementarpädagogik an der Universität Graz. „Der Umgang mit Kleinkindern verlangt in jeder Minute hochprofessionelles Agieren, umfassendes Weltwissen, Einfühlungsvermögen und soziale Kompetenz. Unter Stress sind diese Anforderungen schwer zu erfüllen“, betont Walter-Laager. Bessere Rahmenbedingungen und fachlich hochwertige Weiterbildung seien daher dringend nötig.
Werkzeuge für den pädagogischen Alltag und digitale Weiterbildungsmaterialien stellt das von der Expertin gegründete und geleitete Internationale Zentrum für Professionalisierung der Elementarpädagogik (PEP) als Soforthilfe zur Verfügung. Darüber hinaus arbeitet das Team am PEP mit Trägergesellschaften im In- und Ausland zusammen, um die Qualität der Kindergärten und -krippen zu heben.
„Der Fachkräftemangel ist ein riesiges Problem, das sich schon seit Jahren abzeichnet und noch verschärfen wird“, weiß Walter-Laager. Durch die PISA-Studien habe man erkannt, dass eine gute elementarpädagogische Bildung helfe, später die Leistungsschere in den Schulen zu schließen.
Die Universität Graz hat 2010 die österreichweit erste Professur für Elementarpädagogik besetzt. Das PEP ist das größte universitäre Zentrum im deutschsprachigen Raum und unterstützt durch Forschungs- und Entwicklungsprojekte sowie Bildungsoffensiven mehr als 10.000 Kinderbetreuungseinrichtungen. „Wir müssen uns im Rahmen des Möglichen bemühen, den Berufsstand zu akademisieren und die nötige Finanzierung dafür aufzutreiben“, resümiert Walter-Laager. Den ersten Schritt in die Richtung macht die Universität Graz mit einem berufsbefähigenden Lehrgang in Kooperation mit der Pädagogischen Hochschule Burgenland, der im Herbst startet.