Teuerung, Fachkräftemangel, Klimakrise – verschiedene aktuelle Entwicklungen bringen immer mehr Menschen in Bedrängnis. Zur Lösung vieler gesellschaftlicher Probleme kann die Social Economy einen wesentlichen Beitrag leisten. Sie umfasst Unternehmen, Genossenschaften, gemeinnützige Vereine und Stiftungen sowie Organisationen, die soziale oder ökologische Ziele verfolgen, demokratischen Grundsätzen verpflichtet sind und sich an Solidarität und Gemeinwohl statt an Gewinnmaximierung orientieren. „Wohnungsgenossenschaften bieten Preise, die rund ein Viertel unter jenen des freien Marktes liegen. In ländlichen Gebieten gewährleisten Genossenschaften die Nahversorgung mit regionalen Produkten. Energie-Gemeinschaften, die Photovoltaik-Anlagen betreiben, bringen die nachhaltige Transformation voran. Andere gemeinnützige Organisationen fördern Inklusion oder unterstützen das Gesundheitswesen“, nennt Andreas Exner Beispiele. Der Ökologe und Politikwissenschaftler arbeitet am RCE Graz-Styria, dem Zentrum für nachhaltige Gesellschaftstransformation der Uni Graz und zählt mit seinem Team zu den aktivsten Forschungsgruppen in Österreich auf dem Gebiet der Social Economy.
Handlungsempfehlungen für die Politik
Die Europäische Kommission hat unter dem Titel „Wirtschaft im Dienste der Menschen“ bereits im Dezember 2021 einen Aktionsplan zur Förderung und Stärkung der Social Economy vorgelegt. Dieser soll nun von den Mitgliedsstaaten umgesetzt werden. Um die österreichische Bundesregierung dabei zu unterstützen, haben Andreas Exner und sein Team gemeinsam mit weiteren universitären Forschungseinrichtungen sowie Interessensverbänden der Social Economy konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet. Bis 19. Juni 2023 können im Rahmen einer öffentlichen Konsultation zur ersten Social-Economy-Deklaration weitere Anregungen eingebracht werden.
Zu diesen Empfehlungen gehört etwa, bei der Vergabe öffentlicher Aufträge vermehrt soziale Kriterien zu berücksichtigen, mehr Ausbildungsangebote speziell für Social-Economy-Unternehmen zu schaffen sowie die rechtlichen Rahmenbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten zu verbessern. Zudem müsse eine umfassende Datengrundlage geschaffen werden. „Aktuell gibt es hierzulande schätzungsweise rund 1500 Institutionen der Social Economy, die in Statistiken aber nicht abgebildet sind, weil verlässliche Daten fehlen. Somit sind ihre Leistungen für die Gesellschaft nicht sichtbar“, sagt Andreas Exner und hofft, dass sich das bald ändern wird. Denn auch die UNO hat die Bedeutung der Social Economy mittlerweile erkannt. Am 18. April 2023 wurde von der Generalversammlung die erste Resolution zur Förderung der Sozial- und Solidarwirtschaft für eine nachhaltige Entwicklung verabschiedet.
Die Vorbereitung, Organisation und Auswertung der öffentlichen Konsultation wird aus Mitteln des Österreichischen Klima- und Energiefonds finanziert.