Auf einem Felsvorsprung im Sermilik-Fjord in Ostgrönland steht seit dem Jahr 2023 die Sermilik-Forschungsstation der Universität Graz. Errichtet wurde sie mit der Unterstützung des Arktis-Fans Christian Palmers. Im Sommer des Vorjahres fand die erste Exkursion für Studierende an den nördlichsten Standort der Universität Graz statt. Und auch Wissenschaftler:innen machten bereits möglicherweise bahnbrechende Entdeckungen. Dabei geht der Betrieb jetzt erst richtig los.
Großes Interesse
Das internationale Interesse an der Sermilik-Station ist riesig. Selbiges gilt für heimische Hochschulen. Im August reist die FH Joanneum mit einer Gruppe von Studierenden nach Ostgrönland. Im Sommer plant das Institut für Chemie, die Konzentration der sogenannten Ewigkeitschemikalien PFAS am entlegenen Fjord zu untersuchen. Doch vorher gibt es noch einiges zu erledigen. Sobald der Hafen von Tasiilaq im Juli eisfrei ist, werden mehrere Container mit weiterer Ausrüstung angeliefert. „Bis dahin werden wir auch einen Mitarbeiter aus der lokalen Bevölkerung vor Ort haben“, erklärt Andreas Trügler, der wissenschaftliche Leiter der Station.
Nicht nur Studierende, sondern auch Wissenschaftler:innen nutzen die Sermilik-Station für ihre Forschungen – und machen dabei erstaunliche Entdeckungen. Der Biologe Martin Grube hat vermutlich eine vollkommen neue Flechtenart entdeckt. „Sie unterscheidet sich in der Wuchsform und in der ökologischen Nische von nächstverwandten Arten“, sagt Grube. „Um die Eigenständigkeit nachweisen zu können, müssen die Funde durch Vergleiche mit Sammlungsmaterial, chemischen Analysen und genetischen Daten noch näher untersucht werden.“ Dazu sollen in Zukunft weitere Proben gesammelt werden.
Archäologische Entdeckung
Der Polarforscher Wolfgang Schöner, der den Bau der Sermilik-Station maßgeblich vorangetrieben hat, machte eine weitere archäologische Entdeckung. „Wo der nahe der Station gelegene Gletscherbach ins Meer mündet, sind drei kleine Inseln, die bei Ebbe zu Fuß erreicht werden können“, beschreibt Schöner. „Dort konnte ich Bauwerke der ostgrönländischen Kultur entdecken.“ Die Regierung Grönlands registriert eigentlich alle alten Siedlungsreste aus der Zeit vor dem 19. Jahrhundert. „Diese Überreste sind bisher nicht wissenschaftlich dokumentiert“, sagt der Geograph. Eine gute Gelegenheit für Archäolog:innen und Historiker:innen, das nachzuholen.
Andreas Trügler betont, dass die Sermilik-Station für alle Forschungsfelder offen ist. Besonders geisteswissenschaftliche und gesellschaftliche Projekte können einen großen Mehrwert für die Bevölkerung Grönlands bieten. „Unsere Forschung soll auch der Region nutzen“, sagt er und ist zuversichtlich, dass es gelingen wird. „Schon jetzt gibt es großes Interesse aus dem Ausland – und das, obwohl die Station noch im Aufbau ist.“